Die religiöse Schulwoche zu Gast am Fichte-Gymnasium Zurück zur Übersicht

In der Woche vom 10. bis zum 12. September fand am Fichte-Gymnasium – nach der letzten Teilnahme im Jahr 2007 – wieder eine religiöse Schulwoche für die Jahrgangsstufen 9, 10 und 11 statt. Dreizehn junge Männer und Frauen bereicherten in dieser Zeit das Schulleben, indem sie innerhalb des normalen Schulalltags in überschaubaren Gruppen Gespräche initiierten und begleiteten. In den Gesprächsgruppen geht es darum, dem oder der Einzelnen Anstöße bei Fragen der eigenen Identitätsbildung zu geben, ein gegenseitiges Verstehen und Miteinander zu ermöglichen, zu verantwortlichem Handeln zu ermutigen und Fragen der religiösen Dimension des Lebens zu fördern. Die Teilnahme geschieht auf freiwilliger Basis.

Die religiöse Schulwoche ist seit 1949 ein sehr erfolgreiches ökumenisches Angebot der evangelischen und der katholischen Kirche, das sich explizit an alle Schüler richtet und sich als lebensbezogene Seelsorge versteht. Pro Jahr finden ca. 25 religiöse Schulwochen mit etwa 5500 Schülerinnen und Schülern statt. Die Nachfrage übersteigt dabei die personellen und finanziellen Ressourcen (die von den Kirchen gestellt werden) deutlich, sodass Wartezeiten von 3 Jahren üblich sind.

Wir bedanken uns recht herzlich für das Engagement des Teams der religiösen Schulwoche, das bei den teilnehmenden Schülerinnen und Schülern tiefe Spuren hinterlassen hat. Zwei Schülerinnen aus der Jahrgangsstufe 9 haben Berichte verfasst, um ihre Eindrücke der vergangenen Woche zu teilen.

Erfahrungsbericht Louisa

Vom 10.09. bis 14.09.2018 hatte ich das Glück an der religiösen Schulwoche teilzunehmen. In der Woche waren die Jahrgangsstufen 9,10 und 11 vertreten, aber die Teilnahme war nicht verpflichtend. An den jeweiligen Informationstagen konnte man sich in die frei wählbaren Gruppen eintragen (höchstens 15 Leute). Das Projekt beansprucht eine Schulstunde pro Tag, an einem Wochentag zwei Schulstunden. Außerdem wurden die Gespräche nicht von Lehrern geführt, sondern von externen Teamern, die dafür ausgebildet sind.

Am ersten Tag lernten wir Hanna kennen und erfuhren, dass wir uns duzen durften, wodurch die Stimmung aufgelockert wurde. Zum Kennenlernen spielten wir einige lustige Spiele. Im Stuhlkreis besprachen wir die zukünftigen Themen. Die Themen waren frei auswählbar und somit entschieden wir uns für: „Liebe und Freundschaft, Toleranz und Zukunft“.

In der nächsten Stunde sprachen wir über die Themen „Liebe und Freundschaft“. Es war sehr interessant zu sehen, wie verschieden manche Meinungen waren und dass es gleichzeitig auch immer Personen gab, die ähnlich darüber dachten wie man selbst. Ich lernte viele neue Ansichten kennen, wurde mir auch über die eigenen klarer.

Die Zukunft war am nächsten Tag unser Thema. Wir bereiteten ein „Memory“ vor, damit wir uns besser kennenlernten. Jeder machte sich Gedanken, wie seine Zukunft aussehen soll, und am Ende wurde dies zu der jeweiligen Person zugeordnet.

Das letzte große Thema war „Toleranz“. Dies war meiner Meinung nach ein sehr interessantes Thema, weil man viele verschiedene Meinungen hörte, zudem auch viele lustige, aber auch traurige Geschichten. Wir erzählten uns an diesem Tag sehr viel, aber trotz alledem war es kein Zwang sich an dem Gespräch zu beteiligen.

Dann stand der letzte Tag vor der Tür, denn wir waren am Ende der Woche angelangt. Auch dieser Tag wurde von Hanna sehr schön gestaltet. Sie entwarf Karten für jeden Einzelnen, auf die man ein Kompliment schreiben sollte. Falls es einem mal schlecht gehe, sollte man trotzdem etwas zum Lächeln haben. Durch diese Aktion flossen auch Tränen, denn es sammelten sich viele von Herzen kommende Texte. Der Zweck der Karte liegt auch darin, dass man sich immer an eine schöne Zeit erinnert, in der man sich öffnen konnte und Themen ansprach, die im Alltag eine wichtige Rolle spielen. Zum Abschluss wurden zwei Personen gewählt, die beim Abschluss-Gottesdienst die Gruppe repräsentieren sollten. Diese Personen nahmen dann an einer Symbolaktion im Gottesdienst teil, um auch den anderen Gruppen einen kleinen Einblick zu gewähren.

Ich finde, dass diese Woche ein Erfolg war.

Man lernte sich und die Mitschüler besser kennen, dennoch geschah dies auf lockere, spielerische und lustige Art. Themen, die einen interessierten, aber in der Schule nicht besprochen wurden, konnten aufgegriffen werden. Da die Bezugsperson kein Lehrer war, fiel es uns leichter, uns zu öffnen. Falls man sich nicht öffnen wollte, konnte man auch einfach nur aufmerksam zuhören.

Also auch als stiller Zuhörer nahm man viel aus dieser Woche mit.

Ich würde diese Chance wiederholt nutzen, falls dieses Projekt erneut stattfinden würde. Zudem bedanke ich mich bei allen Personen, die dieses Projekt ermöglicht haben.

Louisa, 9. Klasse

 

Erfahrungsbericht Selina: „Die religiöse Schulwoche – eine einzigartige, tolle Woche“

Über den Begriff „religiöse Schulwoche“ denken viele vorerst skeptisch. „Was soll das denn sein?“ und „das wird doch bestimmt voll langweilig!“, sind nur zwei Zitate aus meinem Umfeld. Was es mit dieser Woche auf sich hat, wurde uns einer Woche vorher bei einer Informationsveranstaltung erklärt. Uns wurde versprochen, dass es nur um Themen gehen sollte, die wir bestimmen dürfen. Schließlich solle uns diese Woche Zeit schenken, mal über Dinge zu reden, die uns auch wirklich interessieren wie beispielsweise Liebe, Musik oder Serien. Das Ganze geschieht völlig ohne Druck, Hausaufgaben oder Lehrer.

Ich kann mir vorstellen, was Sie nun denken/du nun denken magst: „Muss mein Kind/ich dahin? Und verpasst mein Kind/verpasse ich dadurch wichtige Unterrichtsstoff?“ Die Antwort auf beide Fragen lautet Nein. An dieser Schulwoche teilzunehmen ist freiwillig und es darf kein wichtiger Unterrichtsstoff während dieser Zeit durchgenommen werden. Da es eine einmalige Erfahrung im Leben ist, würde ich sogar vorschlagen, dass die Teilnahme in Zukunft sogar verpflichtend werden sollte. In dieser Woche habe ich nicht nur mich und meine Mitschüler besser kennengelernt, sondern auch offen über Themen gesprochen, die man sonst nur mit den engsten Freunden bespricht. Wir folgten nie dem typischen Unterrichtsverlauf, sondern redeten, diskutierten, spielten Spiele und lachten vor allem sehr viel. Des Weiteren ging es darum, dass wir nur das thematisieren, was uns wirklich interessiert.

In meiner Gruppe, bestehend aus zwölf Personen der Jahrgangsstufe 9, redeten wir überwiegend über die Themen Zukunft, Selbstakzeptanz, Liebe und Toleranz, da wir uns diese gewünscht hatten. Jeden Tag bearbeiteten wir ein Thema unserer Wahl.

Aus dieser Woche nehme ich vor allem mit, dass es normal ist, auch mal schlechte Tage zu haben, dass es gut tut sich zu öffnen und vor allem, dass ich mit meinen Problemen nicht alleine bin.

An alle Schüler und Schülerinnen, die die Möglichkeit bekommen an dieser Woche teilzunehmen:

NUTZT DIE CHANCE!

Dem normalen Schulalltag zu entkommen und dabei eine Menge über sich selbst und andere zu lernen, kann nur gut werden! Danke für diese tolle Woche!

Selina, 9. Klasse