Kultur, Kunst und Spaß - Russlandaustausch 2016 Zurück zur Übersicht

Vom 18. bis zum 25. September hatte das Fichte-Gymnasium Besuch aus Smolensk. 19 Schülerinnen und Schüler des Prshevalski-Gymnasiums-Smolensk, unserer russischen Partnerschule seit über 20 Jahren, hatten sich auf den Weg von Russland nach Hagen gemacht, um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern und mehr über unsere Kultur zu lernen. Dies sollte vor allem im Rahmen der gemeinsamen Projektarbeit geschehen, die in diesem Jahr das Thema: „Ästhetik im Wandel: Öffentlicher Raum und Architektur im Zeichen des Jugendstils und der Moderne“ zum Gegenstand hatte.


Nach langer Vorfreude und etwas aufgeregt warteten wir am Flughafen Köln-Bonn auf die Ankunft der AustauschschülerInnen. Als wir sie endlich in die Arme schließen konnten, konnte danach nur noch alles gut laufen. Unser gegenseitiges Einvernehmen und Verständnis war super, da die russischen Gäste von Beginn an sehr nett waren und ihre Deutschkenntnisse überragend sind.

Der Montag fing mit Kennenlernspielen an. In entspannter Atmosphäre gingen wir anschließend zum Karl-Ernst-Osthaus-Museum hinüber. Hier wurden wir in die Welt des Jugendstils eingeführt. Unser besonderes Augenmerk legten wir auf die Jugendstilarchitektur des Museums und wir lernten, Ornamente zu zeichnen und diese zu interpretieren. Voller neuer Erkenntnisse brachten wir unsere ersten Mitbringsel mit nach Hause: jeder hatte nun ein Skizzenbuch mit selbst angefertigten Zeichnungen und eine Tasse, verziert mit selbstausgedachten Ornamenten im Stile des Jugendstils. Nach einer Pause am Nachmittag verbrachten wir den frühen Abend im Bowlingcenter, was allen viel Spaß machte.

Am nächsten Morgen bekamen die Russen zunächst einen ersten Einblick in den deutschen Schulalltag. Anschließend fuhren wir alle gemeinsam mit dem Bus zur Villenkolonie Hohenhagen, die 1906 von Karl-Ernst Osthaus gegründet und von bekannten Architekten und Künstlern des Jugendstils gestaltet wurde. Hier lernten wir durch die Betrachtung der
Villen mehr über die Phase des Jugendstils. Mit zwei Kunsthistorikerinnen erkundeten wir insbesondere die Villa Osthaus bzw. den „Hohenhof“. Dieser verkörpert voll und ganz den Jugendstil und liefert tiefere Einblicke in diese Kunstepoche. Auch hier und in der Villengegend Hohenhagen fertigten wir Fotos und Skizzen zu den architektonischen Besonderheiten der Innenräume der Villa und der Außenfassaden der Villen an. Nach unserer Rückkehr zum Fichte-Gymnasium und einer Pause arbeiteten wir am Nachmittag gemeinsam an der Vorbereitung der Präsentation unserer Ergebnisse der Projektwoche. In einem Kunstraum unserer Schule vervollständigten oder verschönerten wir die Skizzen, die wir am Vormittag angefertigt hatten. Nach so viel Konzentration und voll von neuem Wissen sprang der Hauptteil unserer Gruppe am Abend zur Entspannung in das Wasser des Westfalenbades.

Am Mittwoch fand der große Ausflug statt. Noch erschöpft von dem Spaß des vorherigen Abends fuhren wir mit dem Zug Richtung Köln-Ehrenfeld. Dort widmeten wir uns dem Thema „Öffentlicher Raum in der Moderne: Graffiti und Streetart“. Seit dem „Festival für Street-Art City Leaks“, das 2011 zum ersten Mal in Köln-Ehrenfeld stattgefunden hat, gibt es über ganz Ehrenfeld verteilt an verschiedenen Hauswänden Graffitis zu den unterschiedlichsten Themen, die von nationalen und internationalen Künstlern gestaltet worden sind. Wieder angeleitet von zwei Kunsthistorikerinnen, studierten wir die Bedeutung dieser Wandbilder, bei denen es sich zumeist um aktuelle politische und gesellschaftliche Auseinandersetzungen mit unseren heutigen Leben und Weltbild handelt. Wir machten viele Fotos von den Kunstwerken und fertigten Detailskizzen an. Nach der Verabschiedung von den Stadtführern ging es in die Innenstadt
von Köln, wo wir den Dom besuchten. Ein Teil der Gruppe machte auch einen Rundgang durch die Kölner Altstadt.
Anschließend ging es zum Shoppen. In kleineren Gruppen, die sich im Laufe der Woche gebildet hatten, spazierten wir
durch Köln und „kauften die Läden leer“.

Nach einem wunderschönen und erfolgreichen Tag starteten wir in den nächsten. Nach zwei Stunden gemeinsamen
Schulunterrichts am Donnerstagmorgen war nun die „Verschönerung des urbanen Lebens“ am Beispiel des Hagener Stadtteils Wehringhausen das Thema des Projekttags. Wehringhausen und seine Straßen, die von vielen von uns bislang als eher hässlich empfunden worden sind, lernten wir von einer für uns eher neuen Seite kennen. Nicht nur
erkannten wir an vielen Fassaden wieder Jugendstilornamente, die der Verschönerung der Fassaden dienen, sondern wir machten auch Bekanntschaft mit den vielfältigen Graffitis, die seit dem Jahr 2011 im Rahmen des „Urban Heroes Festival“ in diesem Stadtteil entstanden sind. Das „Quartiersmanagement Wehringhausen“ entscheidet über die Künstler und deren Projekte im Sinne der Verschönerung dieses Stadtviertels. Auf Schautafeln unterhalb der Graffitis werden diese jeweils erläutert. Unser geführter Rundgang durch die Wehringhauser Straßen gewährte uns neue Einblicke in die Schönheit dieses Viertels, das durch die Graffitis nicht unwesentlich an positiver Ausstrahlung gewonnen hat. Wir waren an Orten in Hagen, an denen wir vorher nie gewesen sind und für die Russen eröffnete sich eine neue Welt. Diese Kunstwerke skizzierten wir in unseren Skizzenbüchern und vervollständigten diese in den sich anschließenden Projektarbeitsstunden am Nachmittag in der Schule. Den Abend verbrachten wir in den Gastfamilien, damit wir unseren Austauschschülern auch einmal einen Einblick in unser Familienleben und den typischen deutschen Familienalltag geben konnten.

Den Freitag, den letzten Tag, den wir alle zusammen verbrachten, füllten wir am Vormittag mit gemeinsamer Projektarbeit. Nun mussten wir die Präsentation unserer Projektwoche fertigstellen. Die Ergebnisse dieser Arbeit stellten wir den Gastfamilien und anderen Gästen am späten Nachmittag in der Aula vor, um ihnen einen Überblick in
unsere Austauschwoche zu geben. Anschließend führten die russischen Austauschschüler im Lichthof eine einstudierte Schau vor: russische Tänze, akrobatische Übungen und deutsche Balladen trugen sie sehr gekonnt vor und ernteten dafür viel Beifall von uns allen. Anschließend ließen wir die gemeinsame Woche mit einen Abendessen, für das wir alle etwas Kulinarisches beisteuerten, ausklingen. Den restlichen Abend verbrachte ein Großteil der Gruppe auf einer selbst organisierten Abschlussparty.

Der Samstag wurde von jedem individuell gestaltet. Manche planten einen Ausflug in einen Freizeitpark, während andere gemütlich die letzten Mitbringsel besorgten. Am Abend stand für viele ein Besuch beim Spiel von Phönix Hagen an.

Am Sonntag flossen am Flughafen Köln-Bonn viele Tränen, denn die Woche war vorbei. Für uns alle ging sie viel zu schnell um. Eine letzte Umarmung und schon saßen unsere russischen Gäste im Flieger. Ein Teil der Gruppe wird womöglich ihre Austauschschüler nie wieder sehen, wenn nicht zufällig ein Urlaub in Russland ansteht, denn dieser Teil hatte schon im letzten Jahr am Austausch in Russland teilgenommen. Dem restlichen Teil der Gruppe steht der Besuch in Smolensk noch bevor, der im September 2017 in Smolensk stattfinden wird und auf den sich alle schon sehr freuen. Wir halten den Kontakt zu unseren Austauschschülern via Skype und Ähnlichem weiterhin aufrecht.

Die eventuellen anfänglichen Bedenken von einigen Teilnehmern der deutschen Gruppe, dass Probleme durch Sprache und unterschiedliche Kulturen auftreten könnten, bewahrheiteten sich überhaupt nicht. Es war eine gelungene Woche. In der wir alle viel Spaß miteinander hatten. Ein großes Dankeschön an alle, die dies möglich gemacht haben.